von Christoffer Lammers
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3. März 2020
In meinem ersten Studium (Lehramt) hat einer unserer Dozenten uns eine Geschichte erzählt, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Es geht um Produktivität, Leistungsfähigkeit und Arbeitsbelastung. Vor einiger Zeit fing ich in einer neuen Firma als Holzfäller an. Ich war sehr fleißig und wollte von Anfang an einen guten Eindruck machen. Also ging ich am ersten Tag in den Wald und begann meine Arbeit. Nach 8 Stunden Arbeit konnte ich mit Stolz verkünden 10 Bäume mehr gefällt zu haben als meine Kollegen. Am darauffolgenden Tag ging ich mit der gleichen Motivation zu Werk und schaffte immerhin 8 Bäume mehr als meine Kollegen. Einen Tag später ging ich mit 5 Bäumen mehr nach Hause um am Ende der Woche dann lediglich einen Baum mehr als meine Kollegen geschafft zu haben. Ich nahm mir vor, mich am Wochenende gut zu erholen und bei bedarf ein wenig länger zu arbeiten. So wurden es am Montag 5 Bäume mehr als die Kollegen. Dafür musste ich nur eine Stunde länger arbeiten. Mit jedem weiteren Tag wurden es weniger Bäume und ich blieb länger und länger im Wald um wenigstens mein Soll zu erfüllen. Nach ein paar Wochen fragte ich meinen Vorarbeiter, wie es denn möglich sei, dass meine Kollegen eine so konstante Zahl an Bäumen fällen konnten, aber ich trotz der vielen Mehrstunden einfach nicht mehr mein Ziel erreichen konnte. Es wurden einfach weniger und weniger Bäume. Der Mann sah meine Erschöpfung und Frustration und stellte mir nur eine Frage: "Wann hast du das letzte Mal deine Säge geschärft"? Wenn du dich jetzt fragst, was das Fällen von Bäumen mit deiner körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit zu tun hat sage ich dir folgendes: Wer mit einer stumpfen Säge versucht Bäume zu fällen steht vor einem harten Stück Arbeit. Seine Säge zu schärfen mag Zeit in Anspruch nehmen, sichert aber eine angenehmere Arbeit. Wenn du deinem Geist/ Körper nicht immer wieder Pflege, Ruhe und "Schärfung" gönnst, wird er stumpf. Irgendwann werden selbst die Aufgaben, die du sonst mit Bravur gemeistert hast zu Herausforderungen, die du nicht mehr bewältigen kannst. Die Metapher "Säge schärfen" steht nicht nur für körperliche Erholung, wie Schlaf, Essen und eine heiße Dusche, sondern auch für Dinge, die dich besser machen, wie Training, Weiterbildung und deinem Lieblingshobby. Wann auch immer ich merke, dass meine Leistungsfähigkeit nachlässt, frage ich mich, wann ich das letzte Mal Zeit für mich selbst hatte. Dann nehme ich mir ein paar Minuten um zu überlegen, was mir gerade fehlt und schaffe eine Möglichkeit, mir genau das zu besorgen. Danach kann ich wieder energiegeladen und produktiv meinem Tagwerk nachgehen.